Text zu Sara 1940-2012, 2014
In meinen Fotoflechtbildern untersuche ich den Prozess des Erinnerns und die Selektivität bzw. Ausschnitthaftigkeit von Erinnerungsbildern. Fotografien sind immer Abbildungen von etwas, das vergangen ist und also nur mehr erinnert werden kann, Erinnerungen sind Konstrukte eines Jetzt. Unsere Erinnerung konstituiert sich aus verschiedenen Erlebnissen und Wahrnehmungen – Teile des Erlebten werden vergessen oder absichtlich ausgelassen, andere wiederum ausgeschmückt.
Das Fotoflechtbild zeigt auf einer Ebene ein großes Porträt meiner Mutter und auf der zweiten viele kleine Bilder der Stationen ihres Lebens. Durch die Verflechtung der beiden Ebenen werden immer Bildteile verdeckt, so wie auch unsere Erinnerung lückenhaft und bruchstückhaft ist. In dieser installativen Arbeit zeige ich neben dem Fotoflechtbild weitere Bruchstücke aus Saras Leben: eine Zeichnung, das in der Familie weitergereichte Kostbarkeitentäschchen mit der Kreuzstich-Stickerei der Siebenbürger und eine Fotomontage, auf der das Dorf Zendersch abgebildet ist, aus dem meine Familie mütterlicherseits stammt. Im Vordergrund sieht man meine zwei Urgroßmütter, meine Großmutter, Mutter und Tante, die alle 1943 binnen Stunden mit einigen wenigen schnell zusammengerafften Habseligkeiten ihre Heimat verlassen mussten.
Diese Tragödie, alles verloren zu haben, ist wie ein aufgedrückter Stempel, den eine Familie über Generationen hinweg mit sich herumträgt.
Brigitte Konyen, 2014